In meinem Leben hat sich im letzten Jahr vieles verändert. Ich bin umgezogen, und meine Tochter ist fürs Studium in die Niederlande gegangen. Dadurch hat sich auch meine Mutterrolle gewandelt.
Ich neige dazu, schnell zu sagen, dass das nichts Besonderes sei. Veränderungen gehören zum Leben dazu, und es geht so oder so weiter. Doch dieses Mal habe ich alles bewusster wahrgenommen und immer wieder in mich hineingespürt, um zu erfassen, was in mir lebendig ist.
Da war die Trauer, dass meine Tochter nun eine Tagesreise entfernt wohnt und ich nicht mal eben schnell bei ihr sein kann. Gleichzeitig freute ich mich über ihren Mut, in ein anderes Land zu gehen und dort auf Englisch zu studieren. Es gab auch Sorgen, ob sie sich wohlfühlen würde, und den Ärger über diese Sorgen, da ich weiß, dass sie mich nicht weiterbringen. Es gab noch vieles mehr.
Und es gab die Dankbarkeit für die Menschen an meiner Seite, die mich in dieser aufgewühlten Zeit begleitet haben.
Inzwischen habe ich mich gut in meiner neuen Wohnung eingelebt, und auch meine Tochter fühlt sich in ihrem neuen Zuhause wohl. Alles findet wieder seinen Rhythmus, und nach aufregenden Zeiten kehrt allmählich Ruhe ein.
„Was ist lebendig in mir?“ und „Was könnte mein Leben bereichern?“ – das sind Fragen, die Marshall Rosenberg, der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation, stellte, um uns zu helfen, unsere Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen.
Wenn wir unsere Gefühle erkennen, können wir die dahinterliegenden Bedürfnisse entdecken. Und wenn wir unsere Bedürfnisse wahrnehmen, können wir besser für uns sorgen.
In meinen Seminaren erlebe ich immer wieder, wie viel Frust es auslösen kann, wenn man versucht, seine Gefühle und die dazugehörigen Bedürfnisse wahrzunehmen. Zwar ist uns das von Natur aus gegeben, doch wurde es uns meist peu à peu abtrainiert.
„Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“ „Heulsuse.“ „Stell dich nicht so an.“
Jede:r von uns trägt eigene Glaubenssätze in sich, die uns oft daran hindern, in Kontakt mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen zu kommen. Und viele Menschen geben dann die Gewaltfreie Kommunikation auf, weil es einfach unbequem wird und manchmal auch Gefühle zutage treten, die wir nicht haben möchten.
Es braucht viel Übung und Ausdauer, um die Schönheit dessen zu erkennen, was in uns lebendig ist. Doch das Leben wird dadurch reicher, und wir können immer authentischer zu uns stehen – mit dem, was in uns lebendig ist. Und das, was wir noch nicht annehmen können, bleibt weiterhin ein spannendes Forschungsfeld.
Für mich hat "Lebendigkeit" eine neue Bedeutung bekommen. Es geht nicht nur darum, was im Außen passiert, sondern vor allem darum, was in mir vorgeht. Auch mir fällt es nicht immer leicht, das wahrzunehmen, aber es fühlt sich gut an, wenn ich mich mir selbst zuwende.
Was erlebst du gerade?
Was ist lebendig in dir?
Kennst du auch den Frust, wenn du überhaupt nicht spüren kannst, was in dir vorgeht.
Ich freue mich, von dir zu hören. 😊
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