Im Februar begann ich, mich auf ein neues Leben vorzubereiten. Mir war klar, dass ich umziehen musste, da das Haus, in dem ich lebte, in einem Jahr abgerissen werden würde. Meine Tochter Leonie hatte bereits einen Studienplatz in den Niederlanden, aber noch keine Wohnung. So mussten wir beide ein neues Zuhause finden. Zuerst begann ich, gründlich auszumisten.
Dann ging alles schnell. Ich fand eine neue Wohnung, und bei einem Besuch in Maastricht fand auch Leonie ein Zuhause. Ihr wisst, was dazugehört, wenn man umzieht und sich an einem neuen Ort einlebt – dazu kommt der ganz normale übliche Wahnsinn.
Ich bin in meinem Leben schon 16 Mal umgezogen, aber so anstrengend wie dieses Mal empfand ich es noch nie. Oder ich habe die anderen Male verdrängt, was wohl eher der Fall, denke ich. Denn der Umzug von Deutschland in die Schweiz kann nicht weniger anstrengend gewesen sein.
Ende Juni war der Umzug abgeschlossen. Am Morgen nach der ersten Nacht in meinem neuen Heim saß ich mit einem Kaffee auf der Terrasse und wusste nicht, wohin mit mir.
„Ich finde heraus, was ich brauche, wenn ich weiß, wie es mir geht“, sage ich oft in meinen Seminaren. Oder wie Marshall Rosenberg immer wieder betonte: Frage dich, was in dir lebendig ist.
Ich spürte vor allem, wie erschöpft ich war, und dass meine Nerven stark beansprucht waren. Mehrmals verlor ich die letzten Monate die Fassung, was besonders meine Tochter zu spüren bekam. Das war kein schöner Zustand, und jedes Mal fühlte ich mich schuldig, wenn ich in das „Wolfstheater“ geriet – urteilen, angreifen, ungeduldig sein und ausrufen. Ich war enttäuscht, denn ich weiß, dass es auch einfühlsam geht. Die Erkenntnis, dass dies in größter Anspannung oft nicht funktioniert, war nochmals eine lehrreiche Erfahrung.
Jetzt blicke ich zurück und nehme alles noch einmal bewusst wahr. Ich bin froh, dass diese anstrengende Zeit vorbei ist. Ich habe viel gelernt, vor allem, dass es wichtig ist, liebevoll mit sich selbst zu sein, besonders wenn man nicht stolz auf sein Verhalten ist. Es ist gut, sich bewusst wahrzunehmen, denn dann hat man auch die Möglichkeit, sich im Nachhinein zu entschuldigen und die Verbindung wiederherzustellen.
Wir sind alle nur Menschen und handeln stets so, wie es uns in dem Moment möglich ist. Was uns noch fehlt, können wir dazulernen, wenn wir es bewusst wahrnehmen. Das Lernen hört nie auf, und die Gewaltfreie Kommunikation unterstützt mich dabei.
Durch die Gewaltfreie Kommunikation habe ich gelernt, mich und das Leben zu beobachten. Ich habe gelernt, meine Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und auszudrücken. Heute kann ich Bitten formulieren, wenn ich meine Bedürfnisse nicht allein erfüllen kann. Und ich habe gelernt, zu akzeptieren, was ist. Nicht immer sofort, aber etwas später dann schon.
Daher bin ich dankbar, dass mich die 4-Schritte von Marshall B. Rosenberg in meinem Leben begleiten und ich die Haltung der GFK immer weiter vertiefen kann.
Wie reagierst du in Ausnahmesituationen, wenn es richtig stressig wird? Schreibe mir gerne.
Und wenn du dich für die Gewaltfreie Kommunikation interessierst, kontaktiere mich ungeniert.
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